Frate Francesco Maria Guazzo wurde um 1570 in Mailand geboren. Er gehörte dem Orden von St. Barnabas und St. Ambrosius an und wahrscheinlich auch der Inquisition. 1608 veröffentlichte er das «Compendium Maleficarum», eine umfangreiche Abhandlung über die Untaten von Hexen und Zauberern und wie man diese erkennen kann. Geschrieben hatte er dieses Buch nach eigenen Angaben während eines Aufenthalts im norddeutschen Kleve, wo er als Experte an einem Hexenprozess teilnahm: ein alter Mann war angeklagt, Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg verzaubert und in den Wahnsinn getrieben zu haben. Guazzo war bei dieser Gelegenheit auch als Exorzist tätig. Aber es gelang ihm nicht, den Herzog von seinen Dämonen zu befreien; dieser starb 1609 in geistiger Umnachtung. In Kleve soll Guazzo zudem die Bekanntschaft von Nicolas Rémy gemacht haben, einem besonders fanatischen (und «erfolgreichen») französischen Hexenjäger, den er in seinem Compendium mehrfach zitiert.

Eine Bekanntschaft zwischen Guazzo und Abt Sebastian, wie sie in «Bergünerstein» besteht, ist nicht nachgewiesen. Es ist aber gut möglich, dass Guazzo auf dem Heimweg zu seiner Zelle Santa Caterina del Sasso am Lago Maggiore in Disentis Halt gemacht hat und dort vom Abt verpflegt wurde.

 

Online

Kurzbiographie Guazzos auf Treccani.it.

Wikipedia-Artikel über Guazzo (englisch)

Wikipedia-Artikel über Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg

 

Zeitgenössische Werke über Hexen

Guazzo, Francesco: Compendium Maleficarum. Mailand, 1608. Englische Übersetzung von 1929 als (kostenpflichtiges) e-book erhältlich hier.

Boguet, Henry: Discours Exécrable des sorciers: ensemble leur procez, faits depuis 2 ans en çà, en diuers endroicts de la France. Auec vne instruction pour vn juge, en faict de sorcelerie. Rouen, 1606. Online abrufbar hier.