15.12.2017

Mastrel Cla ist sicher einiges zuzutrauen, und so wirkt auch die Behauptung, er sei anfang der 1590er Jahre in Venedig zu einer Galeerenstrafe verurteilt worden, einigermassen glaubwürdig. Sie erscheint in einem unveröffentlichten Vortrag des Bergüner Lokalhistorikers Z.Z. Cloetta, und er hat sie vermutlich aus dem Regestenband "La République Venise et les Suisses" von Victor Cérésole übernommen: Brief 21 der Sammlung "Lettere Grigioni" vom Juli 1591 enthalte eine Bittschrift der Häupter in Chur zur Freilassung des Nicolo Gregorio di Bergogno. Seltsam an der Sache war nur, dass Mastrel Cla von 1589 bis 1591 Mastrel von Bergün war und es nicht ganz einsichtig ist, wie er gleichzeitig in Venedig ein Verbrechen begehen und dann eingekerkert und verurteilt werden konnte.

Und tatsächlich konnte die Galeerenstrafe für Mastrel Cla jetzt als Irrtum entlarvt werden, dank Nachforschungen eines Agenten im Archivio dello Stato di Venezia. Mastrel Cla war in dieser Angelegenheit nicht das Opfer, sondern der Verfasser des Briefes: in Ausführung seines Amtes als Mastrel von Bergün schrieb er nach Venedig, um die Freilassung eines jungen Bergüners namens Jakob Albiert zu erwirken, der nichts verbrochen habe und nur in schlechte Gesellschaft geraten sei. Zuhause müsse er überdies seine 80jährige Mutter versorgen.

Ob der Appell Erfolg hatte, ist nicht überliefert. Ein Jakob Albiert ist in Bergün nach 1591 weder im Eheregister noch im Estim nachgewiesen - aber andere Mitglieder der Familie Albiert sehr wohl.

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